Schülerberichte

Mein Schulaufenthalt in England (Stephan R., 16 Jahre)

Rückblickend kann ich ohne zu zögern sagen, dass mein Jahr an einer englischen Schule
mit zur besten Zeit meiner Jugend zählt.

Natürlich war ich vor der Abreise nervös, da es schwer fällt, Freunde, Familie und alles Vertraute zurückzulassen. Allerdings machte ich bereits am ersten Abend mit einigen Jugendlichen Bekanntschaft und fühlte mich so sehr schnell willkommen. Schon nach wenigen Tagen war ich mit meinem neuen Umfeld, d.h. bei meiner Gastfamilie und bei meinen Freunden, wirklich angekommen. Mit allen stehe ich auch heute noch in Kontakt.

Ähnlich war es in der Schule: Die Lehrer ermöglichten mir einen schnellen und unkomplizierten Einstieg in das Schulleben und unterstützten mich, wo sie nur konnten. Verglichen mit der deutschen Oberstufe ist das englische College-System sehr viel spezifischer. Vor meiner Abreise wählte ich bereits meine Kurse. Es durften höchstens fünf sein, während des Aufenthalts fand ich jedoch sehr schnell heraus, dass die meisten englischen Schüler lediglich drei oder noch weniger Fächer belegen. Da sie sich im Gegensatz zu deutschen Schülern schon früh überlegen müssen, welchen Berufzweig sie anstreben, wählen die Schüler meistens nur die Kurse, die diesem Berufsfeld auch nahe kommen.

Mein Auslandsjahr hat mir außer besseren Englischkenntnissen jede Menge nützliche Erfahrungen und viele gute Freunde gebracht und ich kann jedem, der überlegt, Zeit im Ausland zu verbringen, nur dazu raten. Darüber hinaus ist es ohne Zweifel ein unvergleichliches Erlebnis, das erste Mal (fast) auf eigenen Füßen zu stehen, d.h. beispielsweise selber Entscheidungen treffen zu können. Allerdings kann man sich natürlich auch bei Fragen an Tutoren in der Schule oder Ansprechpartner der Austauschorganisation wenden. Trotzdem ist die Kombination aus Jugend, erster Verantwortung und Ausland unschlagbar, wenn es darum geht, Eindrücke und Erinnerungen zu sammeln, an die man immer wieder gerne denkt.

Aus Sicht der Eltern

In der Rückschau zeigt sich noch klarer, dass der Auslandsaufenthalt in jeder Beziehung für Stephan richtig und sinnvoll war. Alle Sorgen, die mit der Entscheidung, das Kind ein Jahr in unbekannte Hände zu geben, verbunden waren, waren sehr schnell zerstoben und Stephan kam für jedermann erkennbar in vielerlei Beziehung bereichert zurück. Mit dem Abstand von zwei Jahren sieht man aber deutlicher, warum das Jahr in England richtig war.

Unser Sohn hat das Gefühl erfahren, auf sich gestellt zu sein und sich in neuer Umgebung zu orientieren, ohne dass ihm die Eltern jeden Schritt erleichtern. Und er hat das Gefühl erlebt, diese Herausforderung gemeistert zu haben. Darauf ist er völlig zu recht stolz und dieses große Erfolgserlebnis hat ihm gut getan.

Natürlich steht hinter diesem Fazit des Sich Bewährens weitaus mehr: Stephan hat eine neue Familie bekommen und dort seine Rolle gefunden, er hat sich einen neuen Freundeskreis suchen müssen und ihn gefunden, er musste sich in einer anderen Sprache, in einem neuen Land und einem fremden Schulsystem zurechtfinden und hat es so gut geschafft, dass er heute noch oft von den Vorteilen der Betreuung schwärmt. Dass sein dort gewähltes Fach „Business“ vermutlich viel dazu beigetragen hat, dass er nach dem Abitur als Vorbereitung auf das Studium zunächst eine kaufmännische Ausbildung macht, gehört mit zu den wichtigen Weichenstellungen des England-Aufenthaltes.

Stephan hatte zunächst nur einige Monate in England bleiben wollen, er ist letztlich ein Schuljahr geblieben, weil es ihm so gut gefiel und weil es ihm wichtig war. Es war ihm wichtiger als das Schuljahr, das er nach der Verlängerung an seiner Schule in Deutschland nachholen musste. Natürlich spricht er seit diesem Jahr fließend Englisch, selbstverständlich verfolgt er seit diesem Jahr England und das Leben seiner englischen Freunde intensiv, sein Horizont hat sich aber weit über England hinaus erweitert: Es war eine generelle Erfahrung, über ein knappes Jahr hinweg das Denken und Leben in einem bis dahin fremden Land zu erleben. Vieles hat sich für ihn im Sinne des Wortes relativiert.

Stephan kam vor knapp zwei Jahren selbstständiger und selbstbewusster aus England zurück. Sicher war es für ihn nicht leicht, sich wieder in das etwas weniger freie und selbst bestimmte Leben zu Hause einzureihen. Aber auch diese Herausforderung hat er recht gelassen gemeistert.

Mein Aufenthalt in England (Jan W., 17 Jahre)

Ich hatte die besten Wünsche meiner Freunde und Familie im Rücken. Doch als es dann darum ging, meinen Eltern den Rücken zu kehren und das Flugzeug in das fremde Land zu besteigen, hatte ich schon ein sehr mulmiges Gefühl im Bauch. Unbestreitbar freute ich mich sehr auf die neue Umgebung und all die Erfahrungen, die dort auf mich warten würden, doch wurde mir in diesem Moment auch bewusst, dass ich meine Familie in den nächsten Monaten nicht sehen würde.

Sobald ich bei meiner Gastfamilie in Kent ankam, waren alle Sorgen vergessen; der Empfang meiner Gastfamilie war sehr herzlich. Irgendwie gehörte ich seit diesem Moment einfach mit zur Familie dazu und wurde für die gesamte Dauer meines Aufenthalts als ganz normales Familienmitglied behandelt. Und als solches wurde mir auch immer wieder die Gelegenheit geboten, neue Dinge auszuprobieren, z.B. wurde ich ganz selbstverständlich im Segelclub mit aufgenommen.

Eine Warnung, die mir aus Deutschland mitgegeben worden war, wurde hier direkt am ersten Abend zerschlagen: Es hieß, das englische Essen wäre schlecht. Seit der ersten Malzeit ist meiner Erfahrung nach das absolute Gegenteil der Fall. Das gilt nicht nur für gekochtes Frühstück und den unvermeidlichen englischen Tee, sondern im Grunde für alle Mahlzeiten.

Der nächste herzliche Empfang wurde mir dann an meiner Schule bereitet. Die vier Kurse, die ich belegen wollte, hatte ich schon Monate im voraus gewählt. Die allgemeine Schulausbildung existiert in England in der Oberstufe nicht mehr. Jeder Schüler wählt beliebige 3-4 Kurse normalerweise mit Hinblick auf mögliche Berufsorientierung. Und so hatte ich auch die ganz neue Erfahrung wirklich nur das zu lernen, dass mir Spaß machte und dass ich auch lernen wollte.

Die Schule nahm mich sehr gut auf – vom ersten Tag an hatte ich einen „Buddy“, der mir die Schule zeigte und mich mit dem doch so ganz neuen Tagesablauf vertraut machte. Zwei Wochen später – und ich konnte meinen „Buddy“ und seine Freunde als meine Freunde bezeichnen. So schnell kann’s gehen. Innerhalb von zwei Wochen fühlte ich mich hier vollkommen wohl und zu Hause.

Ich hatte mich auch darauf vorbereitet, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben auf eigenen Füßen stehen würde. Ich war auch ohne Zweifel sehr viel auf mich gestellt und entwickelte dementsprechend auch eine gewisse neue Selbstständigkeit, doch konnte ich mich gleichzeitig immer auf die Unterstützung meiner Gasteltern verlassen. Im Bezug auf die Selbstständigkeit sehe ich meinen Aufenthalt hier als einen wertvollen Zwischenschritt zwischen der vollen Geborgenheit und Unterstützung durch meine Eltern zu Hause und dem vollständigen Auf-mich-allein-gestellt-sein, dass mich später erwartet.

Wie nach einer so langen Zeit zu erwarten, spreche ich absolut fließend Englisch und habe immer noch jede Menge Spaß mit der Sprache. Natürlich finde ich immer wieder das ein oder andere Wort, dass ich noch nicht kenne, doch das Gefühl, dass mir derartige Wörter immer seltener über den Weg laufen, tut sehr gut.

Im Bereich der Sprachen habe ich auch noch eine ganz andere, absolut unerwartete Erfahrung gemacht – eine der Erfahrungen, die meine Zeit hier so wertvoll gemacht haben. Nie werde ich die Freude im Gesicht eines Freundes vergessen, als er zum ersten Mal realisierte, dass ihm das Deutsch, dass er jahrelang in der Schule gelernt hatte, wirklich ermöglichte, mit mir zu kommunizieren. So wurde mir bewusst, dass ich nicht nur sehr viel lernen konnte, sondern dass ich die Menschen hier aus selber sehr viel lehren konnte. Sobald ich mich einmal entsprechend engagiert hatte, waren meine Erfahrungen, wie Dinge in Deutschland gemacht werden, für viele genauso wertvoll wie für mich die Erfahrung, wie Dinge in England gemacht werden.

So kam eins zum anderen: Eine tolle Gastfamilie, eine unglaubliche Schule und jede Menge Freunde. Und es kam wie es kommen musste. Das Ende meines geplanten Jahres war nicht das Ende meines Aufeinhalts hier. Nach den Sommerferien war ich wieder hier, voller Freude auf ein zweites Jahr unglaublicher neuer Erfahrungen und auf den Schulabschluss am Ende des Jahres.

Mein Aufenthalt in England (Tanja G., 17 Jahre)

Die ersten Tage: Die Tage und Wochen vor meiner Abreise fühlte ich mich ganz normal und ließ alles auf mich zukommen. Richtig aufgeregt wurde ich erst, als ich im Flugzug saß. In England angekommen wurde ich sehr freundlich von meiner Gastfamilie aufgenommen. Meine Eltern und ich hatten sie bereits zuvor besucht .Schon in den ersten Tagen an der Schule fühlte ich mich sehr wohl. Nach kurzer Zeit war für mich ein zweites Zuhause entstanden. Die ganze Zeit in England sprach ich wenn ich von Deutschland sprach nicht von zuhause sondern von „going back to germany“.

Der Alltag und die Schule: In der Schule wurde ich sehr freundlich von den Schülern und Lehrern aufgenommen. Schon bald hatte ich viele neue Freunde gefunden. Auch die Lehrer waren immer sehr hilfsbereit und behandelten uns, die Oberstufenschüler, wie ebenbürtige Erwachsene . Das englische Schulsystem ist viel spezifischer als das Deutsche. Man wählt höchstens fünf Kurse, aber die meisten meiner Freunde hatten so wie ich nur vier oder sogar weniger Fächer gewählt. In den Kursen hatte man immer zwei Lehrer und da man nur so wenig Fächer hat werden diese viel intensiver unterrichtet. Wir trafen uns oft in den so entstehenden Freistunden. Meistens ist man bis 15 Uhr in der Schule, sodass auch zusammen mit den Freunden immer Mittag gegessen wird. Um dieses Schulsystem richtig zu verstehen muss man es erlebt haben.

Selbstständig: Als Austauschschüler ist man wesentlich selbstständiger als zu Hause. Braucht man Hilfe so wird man natürlich unterstützt, oft von den Gasteltern, aber auch durch die Freunde, oder in der Schule von den Lehrern. Aber insgesamt ist man unabhängiger und mehr auf sich selbst gestellt. Dies ist eine sehr positive Erfahrung gewesen.